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FuckUps aus der Bundesliga

Im September kommen die FuckUp Nights Nürnberg aus der Sommerpause. Wer zwischendurch den einen oder anderen FuckUp erleben will, kann beispielsweise auf die Bundesliga blicken, die ebenfalls gerade aus der Sommerpause gekommen ist.


Immer lohnend in dieser Hinsicht ist ein Blick nach Hamburg, wo es der Spieler Nicolai Müller gerade fertigbrachte, sich beim Torjubel das Kreuzband zu reißen. Ein echter FuckUp also, doch beileibe nicht der einzige aus dem deutschen Fußball-Oberhaus. Mir fallen diese Geschichten ein:


Didi – Dieser Stürmer hatte alles. Bis auf …


Wer Ende der 90iger seinen Kader mit hochklassigen Spielern verstärken wollte, nahm gerne den brasilianischen Markt unter die Lupe, um Spieler wie Ailton, Paulo Sergio oder Giovane Elber nach Deutschland zu lotsen. Auch der VfB Stuttgart hatte im Sommer 1999 einen Kicker vom Zuckerhut im Probetraining. Stürmer Sebastiao Pereira do Nascimento, kurz Didi, überzeugte Trainer Ralf Rangnick und Teammanager Karlheinz Förster sofort von seinem Talent.


Weil der VfB finanziell aber nicht auf Rosen gebettet war und der Trainer letztlich noch Zweifel an der Verpflichtung hatte, einigte man sich zunächst auf ein Leihgeschäft. Umso überraschter waren Trainer und Manager, als der Vorstand bei der Präsentation des Brasilianers Nägel mit Köpfen machte und verkündete, man habe Didi für über 4 Millionen DM Ablöse fest verpflichtet.

Dabei konnte es scheinbar nicht schnell genug gehen. Üblicherweise erfolgt vor einer Vertragsunterschrift eine sportmedizinische Untersuchung, die körperliche Einschränkungen zu Tage fördern und das Risiko für den Verein minimieren soll. Die Schwaben kehrten die Reihenfolge kurzerhand um und als Didi den Check absolvierte und versicherte, mit ihm sei alles in Ordnung, verzichteten die Ärzte sogar auf eine Kernspintomografie.

Allerdings verletzte sich Didi bereits in seinem ersten Spiel (dabei hat er noch nicht mal gejubelt) am Knie. Bei den nun folgenden Untersuchungen stellten die Ärzte fest, dass ein Kreuzband Didis durch ein Ersatzplastik ersetzt worden war.


Die Stuttgarter reagierten empört, es war von arglistiger Täuschung die Rede. Einen verlorenen Rechtsstreit später blieb man aber auf allen Kosten sitzen. Um die Wogen zu glätten, „besorgte“ Didis Beratern den Schwaben einen anderen Brasilianer. Doch auch Elson wusste nicht zu überzeugen.


Für Didi nahm die Sache immerhin ein gutes Ende. Nachdem die Stuttgarter Ärzte sein Knie repariert hatten, unterzog er sich einer Reha und konnte noch mehrere Jahre in der Schweiz, in Südkorea und in Mexiko weiterspielen.




Alemannia Aachen – Von Bayern München über den Gartenzaun zum FC Wegberg-Beeck


Borussia Dortmund, 1. FC Köln, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, … - Nordrhein-Westfalen ist die Heimat wirklicher vieler traditions- und erfolgreicher Bundesligavereine. Im Sommer 2006 durfte sich auch Alemannia Aachen zu dieser Riege zählen. Seit 1999 hatte man sich in der 2. Bundesliga etabliert, 2004 den FC Bayern aus dem DFB-Pokal geworfen, danach DFB-Pokalfinale erreicht, als Pokalfinalist sogar am UEFA-Pokal teilgenommen und die Runde er letzten 32 Teams erreicht. Höhepunkt der Entwicklung war der Erstliga-Aufstieg in der Saison 2005/06. Parallel dazu brachte man den Bau eines neuen Stadions auf den Weg.


Eng verknüpft waren die großen Erfolge der Alemannen mit dem damaligen Trainer, Dieter Hecking. Umso größer war der Schock, als Hecking die Aachener während der Saison 2006/07 nach nur drei Spieltagen verließ, um sich Hannover 96 anzuschließen.


Neuer Trainer wurde Michael Frontzeck, der die Mannschaft zunächst auf Kurs hielt. Doch interne Machtkämpfe und Spieler, die den „Kumpel-Stil“ des Trainers ausnutzten, stürzten den Verein in eine tiefe Krise. Abwehrspieler Moses Sichone fuhr nachts betrunken in einen Gartenzaun, auch Marius Ebbers und Jan Schlaudraff wurden alkoholisiert am Steuer erwischt.


Am Ende stieg Aachen direkt wieder aus der Bundesliga ab. Doch in den kommenden Jahren kam es noch schlimmer: Vor allem durch die hohen Kosten des Stadionneubaus kam der Verein in finanzielle Schwierigkeiten und verschlechterte sich sportlich von Jahr zu Jahr. 2011/12 stieg der Verein in die 3. Liga ab, nur ein Jahr später sogar in die Regionalliga West. Im Oktober 2012 meldete der Verein zum ersten Mal Insolvenz an und rettete sich 2014 durch den Abschluss eines Planverfahrens. Besser wurde die Lage dadurch aber nicht, seit März 2017 hat erneut ein Insolvenzverwalter das Sagen bei den Aachenern. 2017/18 tritt das Team in der Regionalliga West an. Neben anderen abgestürzten Traditionsclubs wie RW Essen heißen die Gegner hier Wegberg-Beeck oder Sprockhövel.


Otto Rehhagel und Hany Ramzy – Nicht hollywoodreif


Fußballern wird häufig vorgeworfen, dass sie schauspielern, um Elfmeter zu schinden oder eine Rote Karte für den Gegenspieler zu provozieren. Hany Ramzy verfolgte mit seiner Schauspieleinlage am 26. September 1998 aber ein anderes Ziel.


Der Ägypter stand an diesem Tag für den damals amtierenden Meister Kaiserslautern gegen den VfL Bochum auf dem Platz und musste in der 40. Minute miterleben, wie Kollege Michael Schjönberg sich bei einem Zusammenprall mit dem gegnerischen Torwart das Schien- und Wadenbein brach.


Während Schjönberg vom Platz getragen wurde, wechselte Kaiserslauterns Trainer Otto Rehhagel den Nigerianer Pascal Ojigwe ein und beging damit einen der größten Fehler seiner sonst so erfolgreichen Trainerlaufbahn. Zur damaligen Zeit gab es nämlich eine Regel, die es verbot, mehr als drei Spieler gleichzeitig einzusetzen, die nicht aus der EU stammten. Neben Ramzy standen mit seinem Landsmann Samir Ibrahim, dem Brasilianer Ratinho und dem nun eingewechselten Ojigwe aber nun vier nicht EU-Spieler auf dem Platz.


Doch niemand bei den Pfälzern bemerkte den Fehler, während Bochums Manager Klaus Hilpert sich entspannt auf der Bank zurücklehnte und den Ersatzspielern mitteilte: „Jungs, wir haben gewonnen.“

Kaiserslauterns Vizepräsident Axel Ulmer bemerkte den Fehler schließlich und rannte zur Trainerbank, um Otto Rehhagel in Kenntnis zu setzen. Rehhagels sinnloser Versuch, den Fehler nun noch zu korrigieren, machte die Geschichte erst legendär.


Er rief Hany Ramzy zu sich und erklärte die Lage. Kurz darauf schmiss sich der Ägypter auf den Boden, täuschte eine Verletzung vor und deutete an, dass er ausgewechselt werden muss. Rehhagel brachte nun den Franken Harry Koch, während Ramzy sich auf die Bank schleppte und genau wie Ersatzspieler Michael Ballack sein Trikot vors Gesicht zog, um einen Lachanfall zu verstecken.


Kaiserslautern verlor das Spiel 2:3, wohl auch im Wissen um den Wechselfehler. Bochum verzichtete auf einen Protest und ersparte dem Gegner so immerhin die Niederlage am Grünen Tisch.

Otto Rehhagel musste sich viel Spott von den Medien gefallen lassen und ärgerte sich lange über seien Fehler. Die Saison beendete er aber immerhin auf Platz 5.


Energie Cottbus – Vorsicht, Verwechslungsgefahr


Auf immerhin sechs Jahre Bundesligazugehörigkeit kann der derzeitige Regionalligist Energie Cottbus zurückblicken. Während ehemalige DDR-Größen wie Dynamo Dresden um die Jahrtausendwende in unterklassigen Ligen abgetaucht waren, gelang es den Lausitzern, mit bescheidenen finanziellen Mitteln in der Bundesliga mitzuhalten. Entscheidend dafür war die kluge Transferpolitik, die sich auf unbekannte und preiswerte Spieler aus Osteuropa konzentrierte.


Im Januar 2001 schien man jedoch ein Stück weit von dieser Linie abzuweichen. Präsident Krein verkündete nämlich, dass man vor der Verpflichtung von Adrian Ilie stehe. Der ist zwar ebenfalls Osteuropäer, genauer gesagt Rumäne, war aber alles andere als unbekannt. Er war immerhin WM- und EM-Teilnehmer und stand 2001 beim spanischen Spitzenclub FC Valencia unter Vertrag. Einen solchen Spieler zu bekommen, hätte für Cottbus einen echten Top-Transfer bedeutet.


Tatsächlich tauchte dann ein Ilie auf dem Trainingsplatz auf, allerdings der falsche. Statt mit Adrian hatte der Cottbuser Manager Stabach nämlich mit Sabin Ilie, dem Bruder des Stars, verhandelt. Da hatte der Präsident wohl etwas falsch verstanden und mit seinen Äußerungen nicht nur die Presse, sondern auch die Mannschaft verwirrt. „Vielleicht ist er es doch und wir haben uns nur getäuscht“, scherzte Kapitän Christian Beeck.


Sabin Ilie war jedoch nicht nur einfach schlechter als sein Bruder, er sorgte auch für jede Menge Ärger: Anfangs war er übergewichtig, später weigerte er sich, bei einem 0:2-Rückstand eingewechselt zu werden und zum Abschluss wurde er mit 2,05 Promille am Steuer erwischt und daraufhin vom Verein suspendiert.


Immerhin gelang Cottbus auch ohne Ilie der Klassenerhalt.

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