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Warum fallen uns Änderungen so schwer?

Vor kurzem habe ich vom Mobilfunkanbieter meines Vertrauens den Hinweis erhalten, dass mein Handyvertrag sich bald automatisch verlängert und ich mir ein neues Modell aussuchen darf. Während ich mir meine Entscheidung überlegte, ist mir aufgefallen, dass ich einige Verhaltensweisen an den Tag lege, die alles andere als rational erscheinen. Die für mich gute Nachricht: Damit bin ich nicht alleine.


Ziemlich schnell hatte ich mich zum Beispiel darauf festgelegt, dass auch mein zukünftiges Smartphone das gleiche Betriebssystem haben sollte wie sein Vorgänger. Ich bin nicht komplett unzufrieden mit dem Betriebssystem, allerdings ärgert mich manchmal, dass einige Apps damit nicht kompatibel sind. Trotzdem habe ich mich nie mit anderen Betriebssystemen beschäftigt. Ich kann nicht sagen, welches Betriebssystem das tatsächlich beste für meine Bedürfnisse ist. Irgendwie habe ich einfach keine Lust, eine Sache zu verändern, die im Großen und Ganzen passt.


Das gilt auch für die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten, die mein Smartphone bietet. Ich habe mal das Foto für den Sperrbildschirm geändert, aber ansonsten? Der Klingelton ist Standard, das Geräusch der Kamera ebenso, genau wie die Anordnung der Kacheln im Hauptmenü oder die Schriftart im Internetbrowser. Bei den anderen Optionen, die ich gerade durchscrolle, bin ich mir nicht einmal sicher, was sie eigentlich bewirken und natürlich habe ich sie auch noch nie verändert. Man könnte also sagen, mein Smartphone ist „Default“ eingestellt, also auf den Standard.


Wie ist das bei Euch? Wer hat sich mit den Einstellungen seines Smartphones auseinandergesetzt? Und wie sieht es beim Fernseher aus? Ich bin mir sicher, dass in den meisten deutschen Wohnzimmern ein Fernseher in den Werkeinstellungen läuft.



Forscher haben herausgefunden, dass der Mensch in vielen Fällen dazu tendiert, die Standardvariante beizubehalten, statt mögliche Alternativen ins Auge zu fassen – und zwar völlig unabhängig davon, welche Variante als „Standard“ und welche als Abweichung deklariert ist.


Bestes Beispiel dafür sind Organspenden: In Amerika wurde eine Umfrage durchgeführt, bei der Personen gefragt wurden, ob sie im Todesfall Organe spenden wollten. Dafür hätten sie eine Erklärung abgeben müssen, die dies erlaubt – „Nicht-Spenden“ war also der Standard. Im Ergebnis waren 40 % der Befragten zum Spenden bereit.


Anschließend wurde die Umfrage unter vergleichbaren Umständen erneut durchgeführt. Diesmal wurden die Leute aber gefragt, ob sie sich per Erklärung von der Organspende nach dem Ableben ausnehmen wollten. Mit „Spenden“ als Standard stieg die Zahl der möglichen Organspender auf 80 %.


Damit zeigt sich, dass wir sogar dann den bequemen Status Quo beibehalten wollen, wenn wir eigentlich eine Verbesserung durch Veränderung herbeiführen könnten. Das geht sogar so weit, dass wir lieber Schmerzen ertragen, als etwas dagegen zu tun.


Im wortwörtlichen Sinne kann dies bedeuten, einen Arztbesuch zu verschieben und lieber weiter Rückenschmerzen zu haben. Im übertragenen Sinne kann es heißen, sich Tag für Tag am Arbeitsplatz oder mit dem Unternehmen abzurackern, statt Veränderungen anzustoßen.


Daher: Habt Mut, überdenkt die Lebensbereiche, in denen Ihr auf den „Werkeinstellungen“ hängengeblieben seid, verlasst die Komfortzone und stoßt Veränderungen an. Das Smartphone müsst Ihr deswegen ja trotzdem nicht verstellen.

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