top of page

Mein FuckUp, Teil 4: Reifen kaputt, Firma kaputt

Im dritten Teil habe ich davon erzählt, wie ich den unausgegorenen Vertrag mit dem Franchise-Geber kündigte. Damit war aber noch nicht das Ende dieser ohnehin schon „abgefuckten“ Geschichte erreicht. Die Fahrzeuge waren ja von einer anderen Firma geleast und grundsätzlich bestand ja noch die Hoffnung, dass wir das Ding noch gewuppt bekommen. Die Franchise-Gebühr fiel nun weg, also konnte der erste FuckUp ja noch zu einem positiven Ende führen.


Deshalb galt es für uns zunächst, alle Spuren zu beseitigen, die auf den Franchise-Geber hindeuteten. Ohne Franchise-Vertrag durften und wollten wir das Logo nicht mehr auf dem Fahrzeug und der Kleidung haben. Die ohnehin wenigen Flyer und Werbeartikel wanderten in den Müll und die Admin-Rechte auf der Facebook-Seite wurden abgegeben. Alles in allem waren wir im Dezember 2016 gut für einen Neustart aufgestellt: Eigene Foodship-Flyer, ein eigenes Soßenrezept, weiterhin Mitarbeiter an Bord, das Fahrzeug geleast und die Lieferanten unter Vertrag.

Allerdings trat ein anderes Problem immer mehr zu Tage: Das Fahrzeug war Schrott. Und beim einem Geschäft, das zu einhundert Prozent vom Fahrzeug abhängt, ist das nicht gut.


Die erste erwähnenswerte Schwierigkeit mit dem Fahrzeug hatte ich im Spätsommer 2016, als ich einen Reifenschaden hinten rechts erlitt. Ich dachte mir wenig dabei, früher gehörten Reifenschäden schließlich zur Regel.


Die Tatsache, dass die Elektronik der Fahrzeuge immer wieder streikte, beunruhigte mich da schon eher. Zwar waren die Reparaturen von der Herstellergarantie gedeckt, doch jeder Werkstattaufenthalt für das Fahrzeug bedeutete, dass es nicht unterwegs sein und Umsatz erzielen konnte.


Insgesamt waren ich und meine Mitarbeiter unzufrieden mit den Fahrzeugen, einen Grund bzw. eine Möglichkeit zur Rückgabe sah ich auch dann noch nicht, als ein Fahrzeug einen Keilriemenschaden hatte.


Im Frühjahr 2017 änderte sich das, als eine meiner Mitarbeiterinnen völlig aufgelöst ins Büro kam und ihre Kündigung erklärte. Sie war mit einem Foodtruck zu einem großen Event nach Coburg unterwegs, als bei voller Fahrt der rechte Hinterreifen platzte und sie das Fahrzeug gerade noch abfangen konnte. Nach einem Reifenwechsel setzte sie die Fahrt fort und musste den gleichen Schaden erneut erleben. Nur mit Glück und Geschick gelang es ihr, das Fahrzeug erneut sicher zum Stehen zu bringen und größere körperliche Schäden zu vermeiden.





Das war auch für mich ein berührendes Erlebnis. Eine zuverlässige Mitarbeiterin kündigte völlig aufgelöst ihren Vertrag, während mit den Fahrzeugen etwas ganz und gar nicht stimmte. Nach dieser Situation sah ich mich gezwungen, allen Mitarbeitern die Nutzung des Fahrzeugs zu untersagen, bis der Fehler gefunden worden wäre. Letztendlich war ich gezwungen, alle Mitarbeiter von Foodship zu entlassen.


Der größte Foodship-FuckUp folgte. Bei der Untersuchung des beschädigten Fahrzeugs zeigte sich, dass der Stoßdämpfer hinten rechts sich verzogen hatte und gegen den Hinterreifen scheuerte. Dies wurde wiederrum verursacht, weil der Rahmen des Fahrzeugs sich verzogen hatte.


Ich stellte weitere Nachforschungen an und ließ das Fahrzeug insgesamt sowie die Last auf den einzelnen Achsen wiegen. Dabei zeigte sich, dass die Daten die in Fahrzeugschein und Betriebszulassung standen, nicht mit der Realität übereinstimmten!


Schon das Fahrzeug mit der gesamten Ausstattung, jedoch noch ohne Fahrer und Ware, erreichte das zulässige Höchstgewicht. Somit wäre das Fahrzeug grundsätzlich immer überlastet, sobald ein Fahrer einsteigt – ganz zu schweigen von Würsten und Pommes.

Darüber hinaus entsprach auch die tatsächliche Verteilung des Gewichts nicht den Daten in den Dokumenten. Es zeigte sich nämlich, dass das Fahrzeug hinten rechts deutlich zu schwer war. Allen Anschein nach hatte also die Herstellerfirma beim TÜV nicht mit offenen Karten gespielt und das Auto leichter gemacht, als es in Wirklichkeit ist.


Man könnte aus diesen Schilderungen den Rat ableiten, dass man eben vor Vertragsunterschrift vorsichtig sein soll, alles genau prüfen muss und nicht die Katze im Sack kaufen soll. Das ist grundsätzlich richtig, greift aber in diesem Fall zu kurz. Wer von Euch hat schon mal ein Auto gekauft? Und wer von Euch hat es noch vor dem Kauf gewogen, um zu testen, ob das Gewicht mit den Werten in den Zulassungspapieren übereinstimmt? Eben, das macht kein Mensch, weil man sich auf die Dokumente verlässt.


Mit dieser Erkenntnis war für mich der Punkt erreicht, an dem ein Schlussstrich unter das Kapitel „Foodship“ gezogen werden musste. Das Fahrzeug kann den Geschäftszweck nicht erfüllen, weil es nicht fahrbar ist. Wenn man es zum Einsatz bringen will, müsste man es auf einen Anhänger laden und um Zielort fahren. Die eigentliche Idee eines autonomen Fahrzeugs wird damit natürlich ad absurdum geführt.


Ich bin nun dabei, die Rückabwicklung mit dem Hersteller zu klären, wobei dieser sich uneinsichtig zeigt und nach einem Wechsel von Reifen und Stoßdämpfer meint, alle Schäden seien behoben und damit Ursache und Wirkung verkennt.


Außerdem bin ich momentan dabei, alle Verträge aufzulösen, die beispielsweise mit dem Entsorger der Fettabfälle oder dem Anbieter des Kassensystems geschlossen wurden.


In diesem Zusammenhang habe ich noch einen Tipp an alle, die in ein Franchise-System einsteigen wollen: Achtet darauf, dass Ihr Euch langfristig nur an einen Vertragspartner bindet, nämlich den Franchise-Geber. Wir haben zusätzliche Verträge mit dem Fahrzeughersteller, der Bank für das Fahrzeug-Leasing und dem Anbieter des Kassensystems. Diese laufen aktuell noch und verursachen in einer Situation Kosten, in der das Unternehmen seinen Geschäftszweck nicht mehr erfüllen kann.


Ideal ist es, alle Leistungen, die mit dem Franchise-System in Verbindung stehen, von einem Vertragspartner kommen. Natürlich ist es normal, Waren von anderen Firmen zu beziehen. Sobald ein Franchise-Geber aber den Abschluss von teuren und langfristigen Verträgen (Leasing!) an den eigentlichen Franchise-Vertrag knüpft, solltet Ihr vorsichtig werden.


Das ist mein FuckUp mit Foodship soweit: Ein Franchise-System, das mehr Schein als Sein war und ein Fahrzeug, das zu gefährlich für den Einsatz ist.


Außerdem laufen noch zwei Rechtsstreitigkeiten mit dem Franchise-Geber und dem Fahrzeughersteller. Der Verlust für mich liegt im sechsstelligen Bereich.


Die Serie pausiert an dieser Stelle. Ihr seid momentan auf dem aktuellen Stand, wir berichten weiter, wenn es Neuigkeiten gibt.

 

Bei den FuckUp Nights Nürnberg und Flensburg gibt es auch solche Geschichten. Wenn Ihr etwas zu erzählen habt, meldet Euch unter info@fuckupnights-nuernberg.de

AKTUELLE BEITRÄGE
bottom of page