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Kontroverse: Flüchtlinge und der Arbeitsmarkt

Wenn ich geschäftlich für die Florus oder für BNI unterwegs bin, komme ich häufig mit anderen Unternehmern ins Gespräch. Gerne höre ich mir bei diesen Gelegenheiten an, wie es geschäftlich so läuft. In letzter Zeit bekomme ich häufig mit, dass es kaum noch möglich ist, vernünftige Azubis zu finden.


Dazu habe ich zwei Beispiele:

  • Ein Maler hat mir erzählt, dass er seinen Lehrling kaum auf die Leiter lassen kann, weil er es nicht schafft, auf der Leiter zu stehen, ohne sich festzuhalten. Das ist ziemlich ungünstig, weil man als Maler nun mal die Hände zum Streichen frei haben sollte. Der Malermeister nannte als möglichen Grund für das fehlende Geschick des Lehrlings dessen häufige und intensive Smartphone-Nutzung.

  • Einer meiner Mitarbeiter war im Supermarkt einkaufen und legte einen Kohlrabi auf das Kassenband. Der junge Kassierer, durch sein Namensschild als Azubi erkennbar, starrte das Gemüse ungläubig an und fragte, was das sei.

Diese Beispiele belegen gut die häufig erscheinenden Zeitungsartikel, die über die Azubi-Knappheit in KMU berichten. Das Problem ist entweder, dass sich niemand bewirbt oder dass die Bewerber unqualifiziert, desinteressiert oder beides sind. In Zukunft kann es zu großen Problemen führen, wenn deutschen Firmen immer mehr Nachwuchs fehlt, während die qualifizierten Mitarbeiter in Rente gehen.


In der öffentlichen Diskussion werden verschiedene Ansätze ins Spiel gebracht, um mit diesem Problem fertig zu werden. Man müsste am Bildungssystem ansetzen, heißt es zum Beispiel, damit der Kassierer nicht nur 750 Pokémon, sondern auch möglichst viele Gemüsesorten unterscheiden kann. Und die Betriebe müssten den Lehrlingen mehr bieten, damit einige Leute mit ausreichend Balancegefühl Maler werden, statt Akademiker zu werden.


Das sind Punkte, über die man reden kann, für mich kommt aber noch eine andere Idee dazu.


In Deutschland sind, in den letzten Jahren besonders verstärkt, viele junge Menschen auf den Plan getreten, die definitiv schon gezeigt haben, dass sie den Willen haben, Dinge zu bewegen.


Die Rede ist von Flüchtlingen, die unmenschliche Reisen hinter sich haben, um in dieses Land zu kommen. Ich finde, dass wir diesen Leuten eine Chance geben sollten, statt über Obergrenzen zu diskutieren oder gar Abschiebungen durchzuführen, die von außen betrachtet total falsch wirken.

Sicher, unter den Flüchtlingen sind Verbrecher, Betrüger und Verrückte – die gibt es aber auch unter den Deutschen. Unabhängig von Nation, Religion oder Hautfarbe ist ein gewisser Anteil der Menschheit eben einfach ... Ihr wisst schon.


Das ist aber kein Grund, sich abzuschotten.


Genauso wenig kann man fehlende Qualifikation oder Sprachkenntnisse als Gegenargument gelten lassen. Wer, einfach gesagt, Gebirge und Wüsten durchquert und durchs Mittelmeer schwimmt, wird auch engagiert genug sein, um eine neue Sprache und einen Beruf zu lernen. Politik und Wirtschaft sind hier gefordert, dieses Engagement in die richtigen Bahnen zu lenken, ganz nach dem Leitsatz „Fördern und Fordern“.


Wie sonst soll Integration gelingen, als durch Zugang zur Berufsausbildung und zum Arbeitsmarkt? Wenn junge Menschen den ganzen Tag nichts zu tun haben, kommen sie auf dumme Gedanken – das gilt für Deutsche wie für Ausländer. Wenn man ihnen aber Herausforderungen gibt und sinnvolle Beschäftigungen, können sie unsere Gesellschaft nachhaltig bereichern, davon bin ich überzeugt.


Gerade KMU sollten daher Flüchtlingen eine Chance geben und von der Politik dabei nicht eingebremst, sonst unterstützt werden.


Profitieren würden alle: Die Flüchtlinge, die für sich selbst sorgen und eine Perspektive aufbauen können; die Wirtschaft, die Engpässe beseitigen kann und unsere Gesellschaft, die bei der Integration zeigen kann, dass „Wir schaffen das“ wirklich stimmt.

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